Die Autorin hieß Barbara Beuys, ihr Buch „Denn ich bin krank vor Liebe“. Es ging um das Leben der Hildegard von Bingen. Bevor ich losmarschierte, überlegte ich, ob ich wohl Eintritt zahlen müsse. Mein Vater, mit dem ich mich am Telefon darüber unterhielt, erklärte mich für verrückt.
„Selbstverständlich nicht – du gehst ja hin, um zu arbeiten.“
Es war ein gutes Gefühl, am Eingang zu sagen: „Guten Abend, ich komme von der Zeitung.“ Die Buchhändlerin brachte mich sofort zu einem Platz in der ersten Reihe, wo ich fleißig mitschrieb. Ich machte mein Foto und stellte der Autorin anschließend noch Fragen.
Mein Artikel gelang mir recht gut, wurde weitestgehend ohne Veränderungen abgedruckt. Ich war sehr stolz darauf. Mein Kürzel lautete (ihm). Auch die Pressemeldungen, die ich aus dem Mütter- und Familienzentrum nach wie vor hinbrachte, wurden plötzlich mit meinem Kürzel geziert. Ich schaute mir die Artikel stundenlang an, las sie immer wieder durch, bis ich sie fast auswendig konnte.
Ein weiterer Termin war der Besuch eines Weihnachtsmarkts im Rosensaal des Stadtteils Steinfurth, den ich für den Redakteur K. erledigte.
In der Redaktion war man angetan von meinen Lieferungen. Ich ließ mich öfters dort blicken, weil ich mich – anders als ich im Vorfeld gedacht hatte – plötzlich unbedingt als Reporterin etablieren wollte. Der Redaktionsleiter sagte mir, dass man überaus zufrieden mit mir sei. Auch die Sekretärin schmeichelte mir.
„So eine gute Mitarbeiterin! Sie liefern so gute Fotos“, sagte sie.
Es war herrlich. Soviel Lob hatte ich noch niemals gehört. Bisher hatte ich nur an festen Arbeitsplätzen gearbeitet, mit Ausnahme der Kindergruppen im Mütter- und Familienzentrum – und hatte das Gefühl, hinsichtlich des sozialen Miteinanders im Paradies zu sein. Die Redakteure waren äußerst freundlich – angepflaumt zu werden, wie ich es von der einen oder anderen vorherigen Stelle kannte, kam einfach nicht vor.