„Sie haben sich bei uns beworben – Herr C. würde Sie gerne kennenlernen“, sagte eine freundliche Dame, die offenbar seine Sekretärin war.
„Oh, nein!“, dachte ich, erklärte aber: „Oh, wie schön. Ich komme gerne.“ Wenigstens anhören konnte man sich die Sache ja. Ich machte einen Friseurtermin aus, zog mich gut an und ging zum Vorstellungsgespräch. Mich empfing der Redaktionsleiter C. in seinem Büro. Ich hatte Schreibproben eingereicht, von denen ich genügend parat hatte, da ich seit ein paar Jahren schriftstellerisch aktiv war: mit einem Autorenclub den ich gegründet und einer Schreibwerkstatt, die ich im Mütter- und Familienzentrum geleitet hatte. Dort war ich auch Pressewartin, wodurch ich die Redaktion bereits kannte.
„Der Kollege meint, wir könnten es mit Ihnen probieren“, erklärte C. mit Blick auf meine Unterlagen. Er meinte K., der als Redakteur für Bad Nauheim zuständig war und ist. Das klang gut. Was weniger gut klang, waren C.s Anspielungen auf die Bezahlung.
„Wenn Sie davon leben müssen, dürfte es schwierig sein. Es ist ein Job, den Sie nur als Hobby ausüben können“, sagte er.
Bei mir dachte ich, dass es so wenig schon nicht sein dürfte. Sicher würde was bei diesem Job rumkommen, vermutlich dachte C. einfach in anderen Größenordnungen als ich, die in Idealistenberufen wie Buchhändlerin noch nie viel verdient hatte.
Er stellte mich nicht nur K., sondern auch der Redakteurin P. vor, die mir einen Termin für ihre Kultur-Seite gab. Ich durfte eine Lesung besuchen, die eine heimische Buchhandlung im Badehaus 4 des Sprudelhofs ausrichtete. Fotos sollte ich auch machen, was kein Problem war, da ich meinem Mann zum letzten Weihnachtsfest eine Digitalkamera geschenkt hatte. Damals, 2001, war das noch etwas Neues.